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Im folgenden Text, gehe ich auf meine „Selbstverständlichkeiten“ in der Regiearbeit ein. Manche Dinge sind für uns selbst so selbstverständlich, dass wir darüber vergessen, dass andere Menschen komplett andere „Selbstverständlichkeiten“ haben.
Proben und Stück:
Wir Menschen haben ein großes Bedürfnis nach Sicherheit. So groß, dass wir mitunter ignorieren, dass Sicherheit eine Illusion ist. Wir sehen sie vermeintlich, und versuchen sie festzuhalten.
Wir im Theater haben einen Beruf gewählt, der uns immer und immer unter die Nase reibt, dass wir keine Ahnung haben. Und nicht sicher sind. Und alles neu herausfinden müssen. Und neu erfinden. Wie man einen Schritt auf der Bühne macht, wie man einen Satz sagt, wie man eine Szene inszeniert. Angst und Unsicherheiten sind dabei unsere ständigen Begleiter. Aber auch die Möglichkeit in der Welt und in uns, die wir die Welt sind, neue Räume zu entdecken und zu erfüllen. Es wird bis zur letzten Vorstellung keine Sicherheit geben. Es wird keinen fest gegossenen Beton geben, aber es gibt Kolleg*innen, auf, hinter und vor der Bühne, die ein Netz bilden, auf das wir uns verlassen können. Bleiben wir wach, bleiben wir neugierig, bleiben wir demütig und die Sicherheit kann uns mal, weil wir keine Zeit haben, über sie nachzudenken und sie herbei zu wünschen.
Weil wir leider oder zum Glück ohne Sicherheit springen müssen, können wir uns darauf einigen, einen geschützten Raum zu schaffen, in dem wir mit der Angst an der Hand ausprobieren dürfen, wohin die Reise diesmal geht. Passen wir aufeinander auf.
Alle stehen in der Verantwortung selbst zu entscheiden, wie groß das emotionale Risiko ist, das sie eingehen wollen. Und wie groß der betriebene Aufwand. Wir entscheiden für uns selbst, und können diese Entscheidung niemandem in die Schuhe schieben. Auf, vor und hinter der Bühne entscheidet jede*r eigenständig, was sie/er geben will. Wir können diese Entscheidung auf niemanden abwälzen. Die Spieler*innen sind eigenständige Köpfe, die Spielleiterin versucht ihr Bestes, Räume zu eröffnen, in denen die Spieler*innen frei agieren können. Alles ist ein Angebot, nichts ein Befehl. Keine Angst vor Leidenschaft, Mut und Fleiß. Keine Angst, uns selbst in der Arbeit ernst zu nehmen und trotzdem den Humor nicht zu verlieren.
Wir haben viel zu erleben, und wir haben keine Ahnung.
Anne Bogart
Ohne intuitiven Vertrauensvorschuss bleibt Arbeit akademisch. Hab den Mut, Entscheidungen zu treffen, die du im Augenblick nicht rechtfertigen kannst. Der Sprung ins Dunkel, solche Entscheidungen zu wagen, bedeutet oft einen entscheidenden Fortschritt.
Was interessiert mich an Theater, was ist für mich selbstverständlich. Hierbei handelt es sich ausschließlich um meine Meinung und mein Gefühl. Keine der folgenden Aussagen erhebt Anspruch auf allgemeine Gültigkeit. Für mich stimmen sie nach wie vor. Auch die Haltung zum Theater entwickelt sich ständig. In diesem Fall sind sie sehr verknappt, ich stehe immer für Fragen zur Verfügung.
Beziehungen
Jede Figur definiert sich vor allem durch ihre Beziehungen zu anderen Figuren. Ihr Verhalten ergibt sich aus Reaktionen auf ihr Umfeld. Beziehungen sind niemals eindeutig, sie bleiben überraschend, vielfältig und oft unvorhersehbar. Jede Figur steht in jedem Moment zu jeder anderen Figur auf der Bühne in einer Beziehung. Darüber hinaus steht auch jede Figur zu den Figuren hinter der Bühne in Beziehung. Es gilt diese zu erforschen und zu entdecken. Und das immer wieder offen und neu in jedem Augenblick, von der ersten Probe bis zur letzten Vorstellung. Dabei ist es wichtig, der Untersuchung des Stoffes Raum zu geben, aber genauso wichtig der eigenen Intuition zu folgen.
Situationen
Lebendige, überraschende Situationen können für mich nur dann entstehen, oder sichtbar werden, wenn alle Figuren in Beziehung zueinander stehen, das heißt, sich aufeinander beziehen. Situationen gibt es nur in der Echtzeit, in der Gegenwart. Und wenn die Figuren ins Handeln kommen.
Handeln
Handlungen sind für mich keine unter Druck herausgepressten Ideen und konstruierten Aktionen, die den Schauspieler*innen unter den Zwang setzen, besonders kreativ zu sein, sondern Reaktionen, die sich mit Aufmerksamkeit, Geduld und Intuition für und Lust auf Beziehung und Situation entdecken lassen. Und auch einfach aus Spaß oder Fehlern entstandene Perlen.
Jetzt
Theater ist für mich eine Mischung aus Verabredungen und dem konkreten Moment. Hierbei steht für mich der Moment immer über der Verabredung. Theater entsteht immer im JETZT. Schritt für Schritt. Sicherheit ist eine Illusion, doch Probenarbeit, Spielpartner und die Welt des Stückes bilden ein Netz, auf das sich jeder Spieler verlassen kann. Um das Jetzt genießen und sich darin bewegen zu können, ist ein gemeinsames Spielfeld, eine gemeinsame Sprache zu entwickeln, in dem sich Alle zurechtfinden können.
Übersetzungen – Bilder
Das Theater und die Bühne erlaubt uns für Situationen, Orte, Handlungen, Übersetzungen zu finden. Uns schöne assoziative Bilder auszudenken. Dabei ist alles erlaubt. Nichts ist zu blöd um ausprobiert zu werden, nichts zu weit weg, nichts verkehrt. Wenn man sich schon in den Proben zu sehr einschränkt, aus dem verständlichen Bedürfnis nach Sicherheit, auf ein Ergebnis hinzielt, das man noch gar nicht kennen kann, versagt man sich selbst die Möglichkeiten, Dinge zu entdecken, die man selbst vorher nicht denken konnte.
Alle Bilder und Übersetzungen dienen dazu, die Beziehungen und Situationen zu unterstützen. Damit meine ich nicht, diese zu erklären, sondern viel mehr, sie zu füttern, ihnen noch eine Dimension zu geben.
Quatsch
Ohne Quatsch interessiert mich Theater nicht. Nichts ist öder als Menschen zuzusehen die sich selbst, beziehungsweise das Bild, das sie gerne von sich abbilden möchten, zu ernst nehmen. Oft verbieten wir uns auf der Bühne Reaktionen, da sie uns nicht adäquat vorkommen, da sie die Sache nicht ernst genug nehmen. Passiert uns allen, is schade. Auch hier gilt für mich: nichts ist zu blöd um ausprobiert zu werden, und wenn man lachen muss muss man lachen, wenn man stolpert, stolpert man. Alles gehört dazu. Sobald ich die Bühne betrete, ist alles erlaubt. Auch die absurdesten Gedanken. Solange man die Beziehung zum anderen dabei aushält. Und niemanden verletzt. Das Geheimnis könnte sein, die Arbeit sehr ernst zu nehmen, sich selbst aber nicht. Das bleibt zu überprüfen.
Text
Die Spielenden können für die angesagte Probe ihren Text.
Proben
Ich begreife die Probenarbeit als größtes Glück und den größten Luxus dieses Berufs. Die eigene Lebenszeit dafür zu verwenden, sich auf eine Entdeckungsreise zu begeben. Ich genieße die Klugheit und Liebesfähigkeit der Gruppe. Dabei ist es wichtig, sich dem Prozess zu übergeben, nicht nach Lösungen zu suchen und sie dann in Beton zu gießen. Hierfür gelten für mich eine paar Richtlinien:
Die Verantwortung, sich in ein emotionales Risiko und in ein überraschendes, überraschtes Erleben und Entdecken einer neuen Welt zu begeben, liegt bei jedem einzelnen Mitglied der Gruppe. - dazu ist unerlässlich,
Jede Handlung, jedes Wort und jede Reaktion auf der Bühne gehören dazu. Alles kann bereichern, nichts ist zu blöd oder falsch.
Um einen Raum der Überraschungen zu ermöglichen, ist von den Spieler*innen sowie von Spielführung und dem kompletten Team eine uneingeschränkte Aufmerksamkeit und Neugierde für und auf alles im Prozess unabdingbar.
Respekt, Zugewandtheit und Liebe eröffnen die Möglichkeit frei und mit verhältnismäßig geringer Angst vor dem Scheitern zusammenzuarbeiten.
Kleiner Diskurs zur Angst: Angst ist nichts Verwerfliches. Jede*r hat sie mitunter. Zitat Declan Donnellan, Der Schauspieler und das Ziel: Mit Angst kann man umgehen. Im „Jetzt“ gibt es keine Angst. Also muss sie eine angebliche Zeit erfinden, die sie bewohnen und regieren kann. Sie nimmt die reale Zeit, also die Gegenwart, und unterteilt sie in zwei vorgetäuschte Zeitzonen. Die eine Hälfte nennt sie Vergangenheit und die andere Hälfte Zukunft. Das sind die einzigen beiden Orte, an denen sie leben kann. Angst beherrscht die Zukunft als Sorge und die Vergangenheit als Schuld. Alle Blockirungsprobleme werden im „Jetzt“ geheilt. Zitat Ende – Gemeinsam ist ein Team dafür verantwortlich, die Aufmerksamkeit zu bewahren und keine Entscheidung von der Angst fällen zu lassen.
Jede*r Spieler*in ist ausschließlich für ihre/seine eigenen Figuren zuständig → ich kann das und das nicht spielen, weil du das und das nicht spielst, gibt es nicht. Gleichzeitig ist jede*r Teil des Ganzen.
Jede*r Spieler*in hat uneingeschränktes Recht, alles was persönlich hilft, in die neue Welt einzutauchen, zu benutzen. (Solange damit niemand anders verletzt oder beschnitten wird) Nichts sollte dabei jemals von Kolleg*innen belächelt werden. (Treppe laufen u.s.w.) Viel zu oft beobachte ich die Coolness der Minimalvorbereitung und den damit assoziierten Glanz des wahren Talents. (eher bei Drehs)
Die Spielenden, sowie Spielführung und Team, sind für das Maß des Risikos, das sie eingehen und den Aufwand, den sie betreiben möchten, allein verantwortlich. Niemand kann diese Verantwortung auf andere Spieler*innen noch auf die Spielführung abwälzen. → meiner Meinung und Erfahrung nach ist die Gleichung sehr einfach: Je größer die Lust am genussvollen Risiko, desto größer die Überraschungen und der Spaß. Je größer die Lust am Prozess, desto weniger Verschwendung der eigenen Lebenszeit.
Alle im Team sind dafür verantwortlich ihre strukturellen Privilegien anzusehen und sich selbst zu hinterfragen, um jegliche Form von Diskriminierung in der Zusammenarbeit zu minimieren. Wir alle haben unsere Blindspots, wir alle machen Fehler. Es liegt in unserer Verantwortung zuzuhören, wenn wir Verletzungen verursacht haben.
Es wird NICHT und in keiner Form gelästert. Worte sind mächtig und zerstörerisch.
Die drei Siebe des Sokrates: 1. Sieb: Ist es wahr? 2. Sieb: Ist es freundlich?
3. Sieb: Wem nützt es?
In meiner Arbeitsweise stelle ich nur in äußersten Ausnahmefällen eine Szene durch. Ich komme mit Vorschlägen, die Räume, Beziehungen oder Konflikte bereichern oder transportieren könnten, allerdings wächst die Dynamik und damit der Ablauf der Szene aus den Beziehungen der Spielenden. Aus dem Zuhören und Reagieren, aus den Wünschen der Figuren. Dafür ist es wichtig für die Proben den Text zu können, um sich frei damit bewegen zu können, um sich darauf verlassen zu können, dass er benutzbar, verhandelbar und lebendig zur Verfügung steht.
Anne Bogart:
Du sollst wissen, was du willst, aber gleichzeitig völlig frei sein von dem Bedürfnis, es bekommen zu müssen.
Viewpoints
Frei übersetzt aus dem Buch: The Viewpoints Book von Anne Bogart und Tina Landau
Viewpoints ist eine Philosophie übersetzt in eine Technik um 1. Schauspieler*innen zu trainieren 2. ein Ensemble zu bilden 3. Bewegungen auf der Bühne zu entwickeln
Viewpoints ist ein Vokabular für Arten der Bewegung auf der Bühne durch Zeit und Raum
Viewpoints ist eine Schulung der Aufmerksamkeit, die Spieler*innen und Spielführer*innen in der Arbeit unterstützt.
Viewpoints hilft gegen mind. 2 Probleme
Problem 1: Der Mangel an weiterführendem Training von Schauspieler*innen. Theater ist die einzige Kunstform, in der Training und Weiterbildung keine Selbstverständlichkeit sind. Regelmäßiges Training schafft Beziehungen, entwickelt neue Fähigkeiten und bietet eine Möglichkeit der ständigen Weiterentwicklung und des Wachsens.
Problem 2: Das Wort „Wollen“ und sein Einfluss auf Probenarbeit und Produktionen. Das Wort „wollen“, oft inflationär benutzt und missbraucht in der Probenarbeit, impliziert ein richtig und falsch. Es ermutigt Künstler*innen, eine einzige befriedigende Entscheidung zu suchen, angetrieben, die Bestätigung einer über ihnen stehenden Autorität zu erhaschen. Kann eine Gruppe von klardenkenden Individuen denn nicht eher gemeinsam fragen, was das Stück will, als eine angeblich hierarchisch höher stehende einzelne Person? Die Erforschung eines Themas kann ein kollektiver Akt sein, in dem Alle Ideen und Vorschläge einbringen. Jeder Teil des Teams muss einen überzeugenden Grund finden, im Raum zu sein, teilzuhaben am Prozess und ein Mitbegründer des Ergebnisses zu sein.
Geschenke die wir von den Viewpoints bekommen
Kapitulation
Viewpoints erlauben uns, uns zu ergeben, und so in einen leeren kreativen Raum zu stürzen, und darauf zu vertrauen, dass dort etwas ist, unabhängig von unserem Ego und unserer Vorstellungskraft, das uns auffangen wird.
Möglichkeiten
Viewpoints befreien uns von der Aussage: „Meine Figur würde so etwas nie tun“, denn dort gibt es kein gut oder schlecht, richtig oder falsch – dort gibt es nur Möglichkeiten, und später im Prozess – Entscheidungen.
Entscheidungen und Freiheit
Viewpoints führen zu einer höheren Bewusstheit und Achtsamkeit, was zu einer größeren Fülle von Entscheidungen und somit zu einer größeren Freiheit führt. Wenn du dir erst des vollen Spektrums bewusst bist, musst du dich nicht für alles entscheiden, aber du bist frei es zu tun, und du bist nicht länger durch Unaufmerksamkeit und das Unbewusste eingeschränkt.
Gesamtheit
Viewpoints weckt all unsere Sinne und macht uns deutlich, wie oft wir nur in unseren Köpfen leben und wie oft wir nur durch unsere Augen sehen. Viewpoints lehrt uns, mit unserem ganzen Körper zu hören und mit unserem sechsten Sinn zu sehen. Wir empfangen Informationen, von denen wir nicht einmal wussten, dass sie existieren.
Zitate Viewpoints Buch:
Peter Brook:
Auf der Bühne gelten zwei Regeln:
Alles kann passieren.
Etwas muss passieren.
Es liegt in der Verantwortung der Schauspieler*innen, dafür zu sorgen, dass zwischen ihnen tatsächlich etwas passiert, wenn sie ihre Composition zeigen.
Zu Beginn der Arbeit mit Viewpoints kann man nicht vermeiden, sich selbst zu begegnen. Jede*r Einzelne wird hypersensibel in der Wahrnehmung aller möglichen Dinge: wie weit sie*er neben sich steht, wie verzögert ihre/seine Reaktionszeit ist, wie sehr sie/er die Länge ihrer/seiner Arme hasst oder den hüpfenden Gang. Der Spiegel wird so groß und beängstigend. Es gibt keinen Weg vorbei, sondern nur hindurch: Selbstbeobachtung bedeutet Befangenheit, Bewusstsein bedeutet Freiheit.
Fassung Samia Chancrin 2024
PREMIERE 12.01.2024
Regie & Fassung & Musik - Samia Chancrin
Bühne & Kostüm - Steffen Nitzel, Veronica Toledo, Narziss & Goldfaden
Es spielen - Roger Jahnke und Anatol Käbisch
Eine Meerjungfrau verlässt ihre Heimat, tauscht ihren Fischschwanz mit zwei „plumpen Stützen, die die Menschen Beine nennen“ ,bezahlt mit ihrer Stimme und verliert damit die Möglichkeit, ihre Identität preiszugeben und sich zu offenbaren. Und dennoch tut sie es. Die „plumpen Stützen“ bereiten ihr Höllenqualen bei jedem Schritt, und dennoch tanzt sie. Ohne zu zögern. Sie fragt nicht, was sie dafür zurück bekommt. Sie braucht keine Gewissheit, dass der Prinz ihre Liebe erwidern wird und sie eine unsterbliche Seele erlangt.
Wie viel Mut braucht es, um tief und bedingungslos zu lieben? Wie viel Risiko ist uns die eigene Liebe wert? Wie viel sind wir bereit in Kauf zu nehmen und zurückzulassen? Was sind wir bereit aufzugeben? Und ist es wirklich ein Aufgeben oder ist es eine Bereicherung? Wird Liebe erst wertvoll, wenn sie erwidert ist? Muss Liebe überhaupt etwas wert sein?
Zwei Schwestern erzählen ihre Geschichte, über den Mut zu lieben, und das Ausziehen in die Fremde; den Verlust eines geliebten Wesens und das Erlangen einer unsterblichen Seele. Wir tauchen mit ihnen aus der Tiefe auf und blicken durch ihre Augen auf uns Menschen. Wir Menschen, die wir weinen können. Wir, die wir unsere Seelen teilen, wenn wir lieben. Wir, die wir die Liebe viel zu oft nicht erkennen, wenn sie vor uns steht.
Premiere 7.1.2022
Regie Samia Chancrin
Bühnen- und Kostümbild Lisa Däßler
Dramaturgie Lukas Schädler
Theaterpädagogik Franziska Golk
Musik Leon Haller
MIT
Adrian Henning Mittwollen
Alice Marianne Helene Jordan
Lelani Sara Simons
Josh Leon Haller
Regieassistenz Christoph Morling Inspizienz/Soufflage Andy Kubiak
Fiona und Alice genießen ihr neues Leben in der niederländischen Stadt Rotterdam. Sie wohnen dort, um zu arbeiten, aber auch, weil Alice ihren Eltern noch nicht eröffnet hat, dass sie von nun an mit einer Frau zusammenlebt. Eines Abends ringt sie sich endlich durch, die E-Mail an ihre Mutter zu formulieren, als Fiona ihr plötzlich etwas gesteht, dass die Beziehung tief erschüttert: Sie fühle sich schon ihr ganzes Leben als Mann. Alice ist verwirrt. Sie fragt sich, was das für sie bedeutet. Ist sie denn überhaupt noch lesbisch, wenn ihre Freundin ihr Freund wäre? Fiona dagegen, die jetzt Adrian heißt, fühlt sich auf einmal befreit von ihrer Lebenslüge. Sie liebt Alice über alles und versteht ihr Problem nicht. Im Gegenteil: Adrian wünscht sich, dass Alice ihn unterstützt im Kampf um die Anerkennung in dem Geschlecht, in dessen Körper er nicht geboren ist. Plötzlich taucht die freigeistige Studentin Lelani in Alices Leben auf und besucht mit ihr das Stadtfest, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Als sich die beiden näher kommen, stellt das Alice vor die Frage: Verliebe ich mich in ein Geschlecht oder in einen Menschen?
Anmerkung: Diese Inszenierung ist unter Coronabedingten Einschränkungen enstanden.
PREMIERE 2021
Konzept: Theater Titanick und Samia Chancrin
Script und Regie: Samia Chancrin
Projektleitung: Georg Lennarz
Schauspiel: Laila Nielsen, Georg Lennarz, Lisa Balzer
Musik, Komposition und Schauspiel: Raschid Sidgi, Conrad Kausch
Videokunst: Sebastian König
Technik und Spiel: Lisa Tatz, Justus Weber, Felix Martens, Hartmut Stephan
Kostüm und Ausstattung: Marcel Dewart
Spezialeffekte: Felix Martens
Tontechnik: Leon Grund, Ingo Koch
Licht- und Videotechnik: Christoph Jackschies, Spiros Paterakis
Produktionsleitung: Niklas Becker
Regieassistenz: Laura Wimmer
Social Media: Ida Feldmann
Mentoring: Clair Howells, Uwe Köhler
TRIP OVER erzählt die Geschichte von Lola und Ocean – ein Liebespaar, das sich auf eine Reise begibt, auf die Suche nach Identität und Freiheit. Doch die Vergangenheit reist dicht an ihrer Seite und wirft einen immer größer werdenden Schatten über den Roadtrip. So wird die Reise zu einer Irrfahrt, geprägt von der Sehnsucht nach einer Liebe, die zerbrochen ist und der Notwendigkeit sich der Vergangenheit zu stellen, um sie hinter sich lassen zu können.
Der Roadmovie TRIP OVER entführt das Publikum in eine spektakuläre Welt und wirft dabei die grundlegenden Fragen des Daseins auf: Von Einsamkeit und der Sehnsucht nach Zweisamkeit, von Verdrängung und dem Prozess des Loslassens.
Ein alter Ford Mustang nimmt im Mittelpunkt des Bühnenbildes eine zentrale Rolle ein und entwickelt als unberechenbare Variable der Geschichte ein Eigenleben. Er ist für das Paar zugleich Heimat wie Aufbruch und bewegt sich vom Fernweh gesteuert in waghalsige Höhen. Die wilde Performance mit Live-Musik wird ergänzt durch Videoprojektionen, die den Zuschauer*innen eine neue Perspektive eröffnet. Realität und Fiktion verschwimmen im Rausch der Bilder, während sich die Protagonist*innen im Liebesrausch zwischen Wahnsinn und Euphorie bewegen. Leben und Tod stehen dicht beieinander, die Grenzen verschwinden im Nebel.
TRIP OVER verbindet spielerische Performance und Livemusik mit Film- und Videoelementen. Mehrere feststehende und mobile Kameras im Bühnenbild ermöglichen die Projektion der Performance auf eine große Leinwand. Durch einen Green Screen auf dem Bühnenboden ergeben sich unzählige Möglichkeiten, das Spielgeschehen mit vorproduzierten Clips, Bildern und Landschaften zu kombinieren. Was ist Wirklichkeit? Was bleibt Fiktion?
Durch das Element der Videokunst nimmt TRIP OVER das Publikum mit auf eine Reise in das Innenleben der Protagonist*innen Lola und Ocean. Die Interaktion zweier Menschen auf eine große Leinwand übertragen, involviert die Zuschauer*innen, eröffnet eine andere Perspektive auf die Darsteller*innen und schafft so einen neuen, intimen Zugang zu dem Stück.
Die Musik zur Inszenierung TRIP OVER stammt aus der Feder des Multiinstrumentalisten Coco Kausch. Sein feines Gespür für klare und hoch emotionale Melodielinien prägt den Soundtrack. Europäische und orientalische Musiktraditionen bahnen sich ihren Weg in die Kompositionen. Dabei ist die Musik nie nur Begleitung oder Atmosphäre für das szenische Material, sondern Ausdruck des Innenlebens der Charaktere, die Sprache ihrer Träume, Wünsche und Gefühle. Mehr noch: die Livemusik in TRIP OVER wird zu einem zentralen Erzählmittel und prägt das Werk als Ganzes.
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PREMIERE 27.08.2021
Regie Samia Chancrin
Bühnen - und Kostümbild TEAM und Luca Krause
Dramaturgie Samia Chancrin
Frieder ist achtzehn, als er eine Überdosis Schlaftabletten schluckt – er wird gerettet. Doch er will nicht mehr zurück zu seinen Eltern. Mit fünf Freunden, die anders leben und auf Frieder aufpassen wollen, entsteht das Auer-Haus. „Our house in the middle of thestreet“. Die sechs Freunde führen kein normales Abiturientenleben. Sie sind Selbstversorger, finden heraus wie man miteinander umgeht und kümmern sich um Frieder. Dabei verschwimmen die Grenzen, wer eigentlich auf wen aufpasst. Das Stück nach einem Roman von Bov Bjerg, der Theaterfassung von Robert Koal.
mit: Moritz Rauch, Ray Höfler, Marvin Krause, Lara Greco, Tim Häring, Anja Hölzle
PREMIERE 23.08.2019
Regie SamiaChancrin
Bühnen- und Kostümbild SaskiaWunsch
Dramaturgie LukasSchädler
Theaterpädagogik FranziskaGolk
Die Straße vor dem kleinen Büro ist abgesperrt. Eine Nagelbombe. Katja schlägt um sich. Der Polizist lässt sie nicht durch. Sie kennt das Büro. Es gehört ihrem Mann Nuri. Er hilft darin Drogenabhängigen in ein neues Leben. Für Katja wird die schreckliche Ahnung zur traurigen Gewissheit: Die beiden Todesopfer sind Nuri – und ihr Sohn Rocco.
Kommissar Fischer vermutet die Täter im Bereich der organisierten Kriminalität: Hat sich Nuri auf krumme Geschäfte mit seinen Klienten eingelassen? Oder war der Deutschkurde gar bei der PKK?
Katja läuft von nun an durch die Hölle. Während sie versucht, den Verlust ihrer Familie zu verstehen, durchwühlen die Behörden ihr Leben aufs peinlichste. Sie kommen mit Spürhunden, suchen nach Drogen und untersuchen sogar die Finanzen von Nuris Eltern in der Türkei. Sie verhören Katja, aber sie hören ihr nicht zu. Denn die ist sich sicher: Das war nicht die Mafia...
Das Stück basiert auf dem gleichnamigen Film von Fatih Akin. Er gewann damit den Golden Globe 2018 für den besten fremdsprachigen Film. Samia Chancrin spielte darin die Rolle von Katjas bester Freundin Birgit. In ihrer achten Inszenierung für die neue Bühne Senftenberg erzählt sie von Schmerz und Bewältigung und über den einsamen Kampf einer Mutter, der niemand glaubt.
es spielen:
Katja - Marianne Helene Jordan
Anwältin, Schwiegermutter - Catharina Struwe
Komissar Fischer, Möller - Jan Mixsa
Birgit, Edda Möller, Teresis - Lena Conrad
Polizist, JVA-Beamter, Heiko Möller - Leon Haller
Standesbeamter, Sachverständiger, Nazianwalt - Dimitrij Breuer
Richterin (Stimme) - Esra Maria Kreder
Mitwirkende:
Regieassistenz - Esra Maria Kreder
Inspizienz - Mirko Warnatz
Soufflage - Clara Michaela Dvořák
Hospitanz - Laura Wimmer
PREMIERE 02.12.2018
nach dem Roman von Aldous Huxley / Deutsch von Uda Strätling / Theaterfassung von Samia Chancrin und Katja Stoppa
Regie: Samia Chancrin
Kostüm- und Bühnenbild: Lea Reusse
Musik: Robert Eder
Choreografie: Franziska Golk
Dramaturgie: Katja Stoppa
Regieassistenz/Soufflage: Christina Linser
Inspizienz: Mirko Warnatz
Es spielen:
Morgana Mond, Weltbereichscontrollerin Westeuropa - Catharina Struwe
Bernhard Marx, Alpha Plus - Tom Bartels
Lenina Crown, Beta - Alrun Herbing
Fanny Crown, Alpha / Pflegerin, Beta / Reporterin, Beta / Frau mit Peitsche - Anna Schönberg
Henry Forster, Alpha / John Savage - Patrick Gees
DCK, Alpha / Reporter, Beta / Pilot / Alpha / Sergeant - Michael Zehentner
Linda, Johns Mutter, Beta Minus / Vorsteher, Alpha - Roland Kurzweg
Student, Beta - Mirko Warnatz
Brave New World ist einer der berühmtesten Zukunftsromane des 20. Jahrhunderts. Er wird ebenso wie Orwells 1984 zitiert, wenn es darum geht, verhängnisvolle Tendenzen
einer Gesellschaft aufzuzeigen. Wann, wenn nicht jetzt, sollten wir uns damit beschäftigen? Wir befinden uns offensichtlich in einer bewegten Zeit. In einer Zeit der Umbrüche und
Neuanfänge. In einer Zeit der Unsicherheit und Verwirrung. Eine Zeit, die zum Nachdenken über unsere gemeinsame Zukunft einlädt, wenn nicht gar drängt. Eine Utopie ist ein
Gedankenexperiment für eine neue, andere, fiktive, aber meist bessere Gesellschaftsordnung. Aldous Huxley schrieb eine Dystopie, eine negative Utopie. Eine besondere Leistung seiner
Dystopie besteht darin, dass er kühl Potentiale und Möglichkeiten zur Steuerung gesellschaftlicher Phänomene und Trends durch Technik und wissenschaftliche Entwicklungen aufzeigt.
Erschreckenderweise können wir bereits viele Gedanken und Einfälle seiner „Weltordnung“ in der heutigen Gesellschaft beobachten: Wir hinterfragen nicht, ob Google besser als wir
selbst weiß, was wir brauchen oder kaufen wollen oder dass unser Auto unaufhörlich Daten an einen Server sendet, der nicht nur über unseren Spritverbrauch, sondern auch über unseren
„Autofahr-Charakter“ Auskünfte geben kann. In der schönen, neuen Welt sind die Alphas die oberste Schicht und die Epsilons die unterste. Die jeweilige Wertigkeit ist nicht nur klar,
sondern angezüchtet und somit akzeptiert. Menschen werden in ein vorhandenes Wertesystem geboren und hinterfragen dieses nicht, denn sie sind durch die verordnete Droge
„Soma“ in einem Nebel des Glücks gefangen. Die Gefahr, dass sie diesen Nebel durchschauen, ist nicht gegeben, denn alle passen auf, dass keine*r vergisst, in aufregenden,
gefühlsbelasteten Situationen die Droge zu nehmen. Das System ist in sich geschlossen, bis jemand John entdeckt … Huxley lässt eine hochentwickelte Gesellschaft entstehen, die weder Elend
noch Krankheit kennt. Gegen den Preis der Abschaffung von individueller Freiheit, Kunst und Liebe: Ungehemmter Massenkonsum, naiver Fortschrittsglaube und fortwährender legaler und
vorgeschriebener Drogenkonsum beherrschen diese Gemeinschaft. Kurzum: Ein problemloses, spaßbetontes, scheinbar leichtfüßiges Leben schränkt die menschliche Würde und den eigenen Willen
ein. In dieser Welt sind enge zwischenmenschliche Beziehungen unmöglich. Im Zentrum der Handlung steht der Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft. Aldous Huxleys Roman trat 1931
gegen die naive Hoffnung an, es könnte eine technologisch und ideologisch optimierte Gesellschaft ohne Widersprüche und Konflikte geben.
PREMIERE: 02.12.2017
Regie - Samia Chancrin
Kostüm- und Bühnenbild - Andreas Hartmann
Musik - Robert Eder, the tiller & the tide
Dramaturgie - Johanna Müller
Dramaturgie - Katja Stoppa
Theaterpädagogik - Theresa Gerth
Regieassistenz und Soufflage - Christina Linser
Inspizienz und Soufflage - Mirko Warnatz
Es spielen:
Wendla Bergmann, Rektor Sonnenstich - Alrun Herbing
Martha Bessel, Frau Gabor, Habebald - Christina Berger
Thea, Ilse, Frau Bergmann, Hungergurt - Marianne Helene Jordan
Melchior Gabor - Sebastian Volk
Moritz Stiefel - Michael Zehentner
Ernst Röbel, Herr Gabor, Knochenbruch - Daniel Borgwardt
Hänschen Rilow, Zungenschlag, Dr. von Brausepulver, der vermummte Herr - Patrick Gees
„Hast du sie schon empfunden? – Was? – Männliche Regungen.“ Zwischen Schulaufgaben, Geburtstagsfeiern und mehr Schulaufgaben wollen Melchior Gabor, Moritz Stiefel und Wendla Bergmann endlich die Welt entdecken. Ihre Neugier ist leidenschaftlich und wird doch von allen Seiten eingeschränkt. Die Sehnsucht nach verbotenem Wissen treibt die Kinder an, die gerade Jugendliche werden und eigentlich schon Erwachsene sein wollen. Gleichzeitig ist da der Druck von den Eltern und Lehrern, den Ansprüchen zu genügen, versetzt zu werden und am besten zu bleiben wie sie sind: unschuldig. Doch Unschuld heißt vor allem für Wendla: Unwissenheit. Gleichwohl träumen und planen sie eine schönere Zukunft. Nur lauern überall Gefahren und Fallstricke, die essentiell sind und so wächst aus jugendlichem Übermut, Begehren und dem Streben nach Phantasien bald eine lebensbedrohliche Realität heran, die alle vor neue Fragen stellen wird – und deren Notwendigkeit lieber niemand erfahren hätte.
Das Stück von Frank Wedekind geriet nach seiner Erstverlegung 1891 zunächst in die Kritik, später wurde es zensiert, letztendlich verboten. Es thematisiere die Pubertät zu obszön, hieß es. Inzwischen gilt das Drama als Klassiker der Jugendliteratur und ist mehrfach für die Bühne und das Fernsehen adaptiert worden.
Regisseurin Samia Chancrin stellt sich mit einem jungen Ensemble den Wünschen und Abgründen der Jugend Wedekinds.
Kritik: Lausitzer Rundschau:
PREMIERE: 25.11.2016
Regie - Samia Chancrin
Bühne und Kostüm - Andreas Hartmann
Musik - Mirko Warnatz
Dramaturgie - Jörg Hückler
Regieassistenz/Inspizienz/Soufflage - Christina Linser
Theaterpädagogik - Mai-An Nguyen
Es spielen:
Herr Sumsemann - Eva Kammigan
Peterchen - Wolfgang Tegel
Anneliese - Alrun Herbing
Sternchen 2/Nachtfee/Weihnachtszwerg/Kanonier - Daniel Borgwardt
Sternchen 1/Nachtvetter/Tier - Simon Elias
Sandmann/Weihnachtsmann/Mondmann - Friedrich Rößiger
Wir sind eine Maikäfer-Familie, der vor vielen Jahren ein großes Unglück geschehen ist, erzählt Herr Sumsemann. Eines Abends saß mein UrUrUrUrUr-Großvater mit
seiner Frau auf einem Birkenzweig und schaute sich den Sonnenuntergang an, als sich ein Holzdieb anschlich und zack, mit nur einem Schlag war die Birke umgeschlagen und mit ihr das Beinchen vom
UrUrUrUrUr-Großvater. Die Nachtfee verbannte den Holzdieb auf den Mond, wobei auch Sumsemanns sechstes Beinchen dort landete. Seither müssen alle Sumsemanns mit fünf statt sechs Beinchen leben,
es sei denn, es finden sich zwei Kinder, die immer nett zu Tieren sind. Sie allein können zum Mondberg reisen und das Beinchen zurückbringen. Wie gut, dass
der Maikäfer Peterchen und Anneliese begegnet, mit ihnen zusammen kann das Mondfahrt-Abenteuer beginnen.
Gerdt von Bassewitz’ poetische Geschichte erschien 1912 als Kinderbuch und entwickelte sich schnell zu einem Klassiker. Philipp Löhle hat daraus eine temporeiche und phantasievolle Abenteuerjagd
durch den nächtlichen Sternenhimmel voller Witz und Phantasie geschaffen.
Premiere 24. September 2016
Regie - Samia Chancrin
Bühne - Ulrike Reinhard
Kostüm - Jenny Schall
Dramaturgie - Igor Holland-Moritz
Regieassistenz/Inspizienz/Soufflage - Ingo Zeising
es spielen:
Sabine Michel - Eva Geiler
Volker Michel, ihr Mann - Daniel Borgwardt
Ruby Michel, ihre Tochter - Katrin Flüs
Ruth Michel, ihre Mutter - Sybille Böversen
Vera Böttcher, ihre Schwester - Nicole Haase
Karl Böttcher, Veras Sohn - Sebastian Volk
Peter Böttcher, Veras Mann - Michael Kind
Es war einmal ein Wendegenerationenpaar, das war zu einem Wendegewinnerpaar geworden, weil es rechtzeitig sein Heil im Westen suchte. Aus der ersten Hälfte ihrer Sozialisation hatte es den Sinn für das Wir, aus der anderen Hälfte den für‘s Ich mitgenommen. So gründete das Paar eine Familie, schaffte den beruflichen Aufstieg. Doch ein Batzen Risikokapital in Form von Grund und Boden ruft die ehemaligen Wirtschaftsflüchtlinge zurück an die Ufer des Senftenberger Sees. Die Nachwende-Teenie-Tochter wird verpflanzt. Dort wartet eine lebensweise Mutter und die daheimgebliebene, abgehängte, jüngere Schwester nebst zurückgebliebenem Gatten mit einem Dritte-Generation-Ost-Sohn. Die sind geblieben, wie sie waren, standhaft, Zuhause. Die Rückkehrer nehmen die Herausforderung entschlossen und abenteuerlustig in Goldgräbermanier an – ein Familien-Unternehmen soll in näherer Zukunft entstehen. Wäre da nicht die unbefestigte Natur des unsicheren, absackgefährdeten Stücks Seenland. Als sei es zwischenmenschlich noch nicht genug, ist da der Sand und rutscht und rutscht. Was daraus wird? Mal sehen. Seen vielleicht?
Fotos von Klaus Gigga
Anmerkung: Zu diesem Zeitpunkt war dem Team die Bedeutung der Cultural Appropriation noch nicht so bewusst. Heute würde eine solche Frisur für eine weiße Frau nicht mehr in Frage kommen.
Premiere 5.März 2016 19:30 Studio
Regie/Liedtexte: Samia Chancrin
Ausstattung: Saskia Wunsch
Musik: Jan Maihorn
Dramaturgie: Igor Holland Moritz
es spielen: Marianne Jordan, Marlene Hoffmann, Hanka Mark, Johannes May, Sebastian Volk
Seit Wochen gibt es für Nellies Band nur ein Ziel: den großen Bandwettbewerb, an dem sie teilnehmen werden und den sie natürlich auch gewinnen wollen. Doch dann kippt die Frontfrau während einer Probe um. Cora schleppt ihre Freundin zum Arzt. Untersuchungen werden gemacht, auf Testergebnisse muss gewartet werden, man probt weiter, auch wenn die Nerven blankliegen. Das Telefon klingelt. Nellie soll noch am selben Tag beim Arzt vorbeikommen.
Eine tödliche Krankheit stellt die Band vor eine Zerreißprobe und drückt jeden einzelnen an die Wand, bis er sich mit dem Unvorstellbaren auseinandersetzen muss. Eine Situation, die keine Fluchtmöglichkeit lässt und zur Auseinandersetzung mit der eigenen Hilflosigkeit zwingt. Der Umgang mit dem Unfassbaren muss erlernt werden. Die Frage ist: Wie definiert sich Freundschaft im Angesicht des Todes?
Die Geschichte eines großen Traumes, der an der grausamen Realität zu zerschellen droht. Aber auch die Geschichte von fünf jungen Menschen, die lernen müssen die Angst und Hilflosigkeit, die die Krankheit der Freundin in ihnen auslöst, zu überwinden.
Nächste Vorstellung(en):
Samstag, 05.03.2016, 19.30 Uhr, Studiobühne
Dienstag, 08.03.2016, 10.00 Uhr, Studiobühne
Dienstag, 22.03.2016, 10.00 Uhr, Studiobühne
Freitag, 08.04.2016, 19.30 Uhr, Studiobühne
Bandfotos und Musikvideo
Uraufführung
Premiere 27. September 2014 19:45
Regie: Samia Chancrin
Bühne: Saskia Wunsch
Kostüm: Jenny Schall
es spielen:
Marlene Hoffmann,
Tom Bartels, Friedrich Rößiger,
Franz Sodann
Vielleicht war es ein glücklicher Krieg, der in Erkenntnis seiner Sinnlosigkeit abgebrochen wurde. Und dann erstarrte der Krieg zu einem Wald. In dessen Dickicht wird irgendeiner von gesichtslosen Kämpfern ins Jenseits getreten. Die Brüder Götz und Hasso beobachten das Ganze, mischen sich aber nicht ein, denn sie müssen sich in diesem grausamen Holz behaupten. Seit ihrem siebenten Lebensjahr werden sie von ihrem Vater unerbittlich erzogen: Montag bis Mittwoch die Ertüchtigung, Donnerstag bis Samstag das Denken und Sonntag die Spiele. So sind sie ebenso brutale Kampfmaschinen wie hoch gebildete Nachfahren der Schlagenden Verbindungen geworden. Erst als Rotkäppchen Hilde im Rudel auftaucht, spürt Götz ein ihm unbekanntes Gefühl. Doch die aufkeimende Liebe wird vom Leitwolf argwöhnisch beäugt und dem Brudertier zerbissen. Liebe unter Wölfen ist ein Märchen für Weicheier.
Fotos: Klaus Gigga
2014
Württembergische Landesbühne Esslingen
Uraufführung
Premiere: 25. Januar 2014
Bühne und Kostüm: Michaela Springer
mit Franziska Theiner, Annegret Taube, Hanif Idris, Martin Frolowitz
Es bleibt turbulent in Pollekes Welt, auch wenn nun klar ist, dass Mimun und sie miteinander gehen, und sie sich mit Müh und Not daran gewöhnt hat, dass der neue Freund von Mama ihr Lehrer ist.
Diesmal ist es ihr Vater Spiek, der sie auf Trab hält. Spiek hat kein Zuhause, und so richtig gut geht es ihm auch nicht. Als er spurlos verschwindet, macht sich Polleke auf die Suche nach ihm –
nur mitbekommen soll das niemand. Doch wo ihr Vater steckt, ist nicht die einzige Frage, die Polleke sich stellt: Warum wachsen Männern überall Haare? Haben Lehrer etwa auch Mütter? Was wird aus
ihrem Kälbchen? Und muss sich Superman wirklich vor einem Piraten fürchten?
Auch im zweiten Teil der Polleke-Reihe aus der Feder des preisgekrönten Autors Guus Kuijers trifft man wieder auf die beliebten Figuren aus „Wir alle für immer zusammen“, das als Bühnenstück in
der Spielzeit 11/12 an der WLB zu sehen war.
2013
Württembergische Landesbühne Esslingen
Premiere: 13. April 2013
Bühne und Kostüm: Michaela Springer
mit: Franziska Theiner, Martin Frolowitz
Heute ist ein seltsamer Tag, findet das Kind.
Vater geht nicht zur Arbeit, Mutter malt den Himmel blau,
das Haus ist verschwunden und stattdessen sind nur noch Buchstaben da.
Aus ihnen entsteht spielerisch eine neue Welt aus Sprache, die sich ständig
verändert und in der nichts ist, wie es war. Laute erklingen, gewinnen Bedeutung,
Bilder erscheinen, Worte bilden sich und werden zu Geschichten.
So offenbart sich beispielsweise das Wasser in dem Wort Dusche dann,
wenn man mehrmals hintereinander sagt: Duscheduscheduscheduschedusche.
2011 Guus Kuijer
Württembergische Landesbühne Esslingen
Premier: 1. Oktober 2011
Kostüm und Bühne: Michaela Springer
mit: Stela Katic, Sabine Dotzer, Martin Frolowitz
Polleke ist elf und sie will Dichterin werden. Außerdem ist sie in Mimun verliebt, einen marokkanischen Jungen.
Mimuns Eltern sind jedoch der Meinung, dass ihr Sohn nur ein marokkanisches Mädchen heiraten kann.
Das ist schon kompliziert genug, aber als Pollekes Lehrer ihrer Mutter einen Heiratsantrag macht, ist für das Mädchen
das Maß endgültig voll.
Ein heranwachsendes Mädchen zwischen chaotischer Patchworkfamilie und multikulturellem Schulalltag.